Hypnosepraxis am Sachsenwald       Richard Petersen 

Psychotherapie / Hypnosetherapie                                                   21465 Reinbek, Am Rosenplatz 8                               

Flashback

Richard Petersen • Feb. 23, 2024

Flashbacks: Erinnerungen und Emotionen

Manchmal holt einen die Vergangenheit wieder ein. Von einem Moment auf den anderen fühlst du dich um Jahre oder sogar Jahrzehnte zurückversetzt. Erinnerungen und Emotionen prasseln auf dich ein und du durchlebst noch einmal all das, was du schon vor langer Zeit durchgemacht hast.


Solche Flashbacks können zunächst verwirren, da die auftauchenden Gefühle nicht genau zugeordnet werden können.

Doch sind Flashbacks ausschließlich schlecht oder können sie sogar von Vorteil sein, wenn du es schaffst, die plötzlichen Erinnerungen zu beeinflussen?

Ich erkläre dir, was genau unter einem Flashback zu verstehen ist, wie diese entstehen und welche Arten von Flashbacks unterschieden werden.


Bei Flashbacks handelt es sich zunächst einmal um Erinnerungen. Das Besondere daran ist jedoch, dass diese sehr plötzlich auftreten, nicht bewusst hervorgerufen werden und dennoch sehr stark sind.

Du denkst also nicht an ein bestimmtes Ereignis aus deinem Leben zurück und forcierst so die Erinnerung, sondern wirst aus dem Nichts von den Erinnerungen gepackt.

Du hast das Gefühl, in der Zeit gereist zu sein und noch einmal zu erleben, was schon längst in der Vergangenheit liegt. Dabei ist es egal, ob das Erlebnis ein paar Monate, Jahre oder mehrere Jahrzehnte her ist. Sobald der Flashback dich packt, ist es für den Moment ganz so, als wäre die Zeit zurückgedreht worden.


Auch zeichnen sich Flashbacks dadurch aus, dass die betroffene Person alle Emotionen und Empfindungen aus der Vergangenheit noch einmal fast genauso stark erlebt.

So kann es beispielsweise sein, dass dich ein Flashback völlig unerwartet trifft und du urplötzlich enorme Trauer fühlst, vielleicht sogar anfängst zu weinen oder große Angst empfindest.

Auf der anderen Seite kann ein positiver Flashback auch zu starker Freude, Zufriedenheit und Wohlbefinden führen, selbst wenn du dich zuvor noch schlecht gefühlt hast.


Der Begriff Flashback ist allerdings nicht ohne Grund aus den englischen Wörtern für Blitz oder auch blitzartig und zurück zusammengesetzt. Das Wiedererleben vergangener Momente und Gefühle kommt nicht nur so schnell wie ein Blitz, es ist auch genauso schlagartig wieder vorbei. Oft dauern Flashbacks nur Augenblicke oder wenige Sekunden, sie können sich aber auch bis zu einer Minute hinziehen.


Ein Flashback kündigt sich nicht vorher an und du rufst die Erinnerung nicht bewusst hervor, aber es gibt meist trotzdem einen konkreten Auslöser, der den Flashback verursacht.

Dabei handelt es sich um sogenannte Schlüsselreize (Trigger), die in den unterschiedlichsten Formen auftreten können. Schon eine kurze Sinneswahrnehmung kann ausreichen und als Trigger fungieren, der dich im Handumdrehen viele Jahre in die Vergangenheit katapultiert.


Man unterscheidet natürliche Flashbacks, die durch Trigger aus der Kindheit (Klänge, Düfte, Bilder, Orte) ausgelöst werden und Flashbacks, die im Rahmen von psychischen Erkrankungen und Drogenmissbrauch auftreten.


Mögliche Trigger sind beispielsweise ein altes Foto, dass die Erinnerungen und Gefühle des Tages hervorruft, an dem es aufgenommen wurde. Plötzlich siehst du wieder ganz klar vor dir, wer alles dabei war, was du gemacht hast, worüber gelacht wurde, sogar was getrunken oder gegessen wurde. Bei starken Flashbacks hast du sogar den Geschmack wieder auf der Zunge.

Den gleichen Effekt kann auch ein Lied haben, dass eine Bedeutung in deiner Vergangenheit hat und den Flashback auslöst.

Dieses Phänomen beschreibt z. B. die Band „twenty one pilots“ in ihrem bekannten Song „Stressed Out“ mit den Worten: „Sometimes a certain smell will take me back to when I was young“. Also in etwa „Manchmal bringt mich ein Geruch zurück in die Zeit, in der ich jung war“.

Sehr häufig sind solche Schlüsselreize auch Gerüche oder Düfte.

Folgt das Wiedererleben auf einen solchen Schlüsselreiz, spricht man von einem natürlichen Flashback.

Die plötzlichen Erinnerungen können aber, wie bereits erwähnt auch durch Krankheiten oder Drogenmissbrauch ausgelöst werden.


Die wahrscheinlich bekannteste Ausprägung hängt dabei mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zusammen. So leiden etwa Soldaten, die aus Kriegsgebieten zurückkehren, häufig unter Flashbacks, bei denen sie die Gefahren und Ängste erneut durchleben.

Auch Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt können durch entsprechende Trigger wieder mit allen damaligen Emotionen in den Moment des Missbrauchs hineinversetzt werden. Betroffene durchleben Sequenzen der Tat noch einmal. Es gibt noch viele weitere Beispiele für eine PTBS, wie etwa Beteiligte oder Zeugen schwerer Unfälle.


Sidekick: Intrusion vs. Flashback.

Intrusionen sind laut Wikipedia der Überbegriff über unangenehme Erinnerungen, Flashbacks und Albträume.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden als Intrusionen am ehesten Erinnerungen aus der Vergangenheit benannt, die Menschen in den Sinn kommen, und die er als störend oder belastend erlebte. Dabei besteht jedoch eine Distanz zu diesen Erinnerungen und er kann diese Erinnerungen als solche zuordnen. Er kann dabei ganz normal weitermachen mit dem, was er gerade macht. Er bleibt Herr des Geschehens.

Flashbacks gelten als Unterbegriff der Intrusionen. Ein Flashback ist ein Zustand, in dem jemand mit Haut und Haaren in ein vergangenes Erlebnis hineingerissen wird, und es jetzt noch einmal durchlebt, als geschehe es gerade jetzt noch einmal. Dabei durchlebt er nicht nur die abstrakte Erinnerung, sondern auch die damit verbundenen Sinneswahrnehmungen wie Gerüche, Berührungen und die damit verbundenen Gefühle wie Angst etc. noch einmal mit durch. Der Flashback ist hier Herr über das Erleben.


Wie bereits beschrieben kannst du wahre Flashbacks, die der Definition entsprechen, nicht erzeugen.

Den positiven Effekt, den diese haben können, aber schon.

Erinnerungen und die Emotionen, die damit verbunden sind, können starke Auswirkungen auf das aktuelle Befinden haben. Gelingt es dir also, starke Erinnerungen und auch Emotionen hervorzurufen, kannst du diese erneut durchleben – vielleicht nicht ganz so stark wie bei einem tatsächlichen Flashback, aber doch durchaus spürbar.


Dies kann sich zum Beispiel lohnen, wenn du vor einer wichtigen Prüfung oder einer anderen herausfordernden Aufgabe stehst und dich unsicher und nervös fühlst.

Erinnere dich dann daran zurück, wie du einen großen Erfolg erlebt hast, um dich in die richtige Stimmung zu versetzen.

Oder versetze dich zurück in eine Situation, in der du dich vollkommen sicher gefühlt hast. So kannst du dein Selbstbewusstsein steigern und mit der richtigen Einstellung an die Aufgabe gehen.


Die Hypnosetherapie beispielsweise bedient sich dieser wundervollen Methode, diese positiven Gefühle der Sicherheit oder vergangener Erfolgserlebnisse wieder bewusst zu machen. Es handelt sich um eine besonders hilfreiche Methode, Prüfungsängste zu überwinden. Dabei muss der vergangene Erfolg überhaupt nichts mit der aktuellen Prüfungssituation gemeinsam haben. Du kannst z. B. das Gefühl eines früheren sportlichen Erfolges nutzen, um voller Zuversicht und ohne Versagensangst deine Führerscheinprüfung zu absolvieren.


Je positiver das Erlebnis ist, desto stärker sind die damit verbundenen Emotionen. Stöbere ruhig ein wenig in deiner Vergangenheit, um etwas zu finden, was dich wirklich glücklich oder stolz macht. Findest du dann noch einen damit verbundenen Schlüsselreiz, kannst du den Flashback-Effekt zum eigenen Vorteil einsetzen.


Vielen Dank fürs Lesen und viele Grüße,

Richard


P. S. Die maskuline Schreibweise verwende ich ausschließlich für die bessere Lesbarkeit. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.

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