Hypnosepraxis am Sachsenwald       Richard Petersen 

Psychotherapie / Hypnosetherapie                                                   21465 Reinbek, Am Rosenplatz 8                               

Nur kein Neid

Richard Petersen • Jan. 12, 2024

„Die Neider sterben wohl, doch niemals stirbt der Neid.“

(Jean-Baptiste Poquelin Molière)

Über Neid gibt es viele Sprüche. Einer davon: „Neid musst du dir erarbeiten, Mitleid bekommst du geschenkt.“

Und tatsächlich: Wer im Leben Erfolg hat, muss nicht lange auf Neid, Eifersucht und Missgünstige warten, die einem nicht mal das Schwarze unter den Nägeln gönnen.

Beneidet zu werden, gilt als höchste Form der Anerkennung (Albert Einstein).


Anders sieht es aus, wenn wir selbst Neid empfinden. So machen wir Glück und Erfolg der Anderen zu unserem persönlichen Unglück.

Das lässt sich zum Glück ändern, wenn wir die Emotion als Motivation nutzen.


Neid hat seinen Ursprung häufig im Vergleich, dem „Blick auf andere“.

Wer sieht, dass sein Gegenüber etwas hat oder besitzt, das er oder sie selbst gerne hätte. Wir erkennen dann einen Mangel und reagieren darauf mit Neidgefühlen.

Neidisch zu werden, kann aber auch aus dem Gefühl heraus entstehen, benachteiligt zu werden.

Laut Neidforschern finden sich die meisten Neider ausgerechnet im Freundes- und Bekanntenkreis.


Der spontane „Neidimpuls“ ist Bestandteil der menschlichen Natur, erkannte Immanuel Kant.

Der Wissenschaftler Antonio Cabrales vom britischen University College in London hält Neid beispielsweise für eine evolutionäre Entwicklung als „Ergebnis des Wettstreits um begrenzte Ressourcen“.

Er ist davon überzeugt, dass es in der menschlichen Frühgeschichte nicht darum ging, viel zu besitzen, sondern vor allem darum, mehr zu besitzen als die anderen – was zu höherem Sozialstatus und Fortpflanzungserfolg führte.


Worauf sind wir neidisch? Und auf was kann man nicht alles neidisch sein?

Zum Objekt der Begierde zählen oft Neidfaktoren wie...

  • Gutes Aussehen
  • Materieller Besitz
  • Sozialer Status
  • Sportliche Leistungen
  • Musikalische Talente
  • Beruflicher Erfolg
  • Sexuelle Potenz


Neid und Missgunst werden häufig in einem Atemzug genannt, obwohl es einen feinen Unterschied zwischen diesen beiden Eigenschaften gibt.

Missgunst ist die gehässigere Variante des Neids.


Während du als neidischer Menschen denkst, dass du das neue Auto vom Chef auch gerne hättest, würdest du aus Missgunst deinem Chef zusätzlich wünschen, dass er mit der neuen Karre möglichst oft liegen bleiben soll.

Viel zu oft verleitet die Missgunst zu irrationalen Handlungen.


Vielleicht kennst du das legendäre Experiment an der Havard-Universität.

Damals wurden Absolventen gefragt, ob sie lieber:


1. ein Jahreseinkommen von 100.000 Dollar haben wollen, während alle anderen 200.000 Dollar verdienen oder


2. ein Jahreseinkommen von 50.000 verdienen wollen, wenn alle anderen nur 25.000 Dollar erhalten.


Die Mehrheit entschied sich für die zweite Variante!!!


Statt den eigenen Vorteil zu wählen, reichten die Einkommens-Konkurrenz und der Neid, um irrationale Entscheidungen zu treffen und sich selbst schlechter zu stellen.


Nur zugeben, dass man neidisch ist, mag eigentlich niemand.

Viele schämen sich deswegen sogar. Denn neidisch sein, macht einen immer klein und wirft kein gutes Licht auf die eigene neidische Seele.

Vielleicht auch, weil Neid im christlichen Glauben und in der Bibel zu einer der sieben Todsünden gehört.


Forschende unterscheiden drei Formen von Neid.


Destruktiver Neid

Es ist ein aggressives Gefühl und zeichnet sich hauptsächlich durch Missgunst aus.

Nach dem Motto: „Ich will das, was der andere hat und wenn ich es nicht haben kann, mache ich es kaputt.“

Im Berufsleben äußert sich dieses Neidgefühl beispielsweise darin, dass du dich nicht nur über die Beförderung des Kollegen ärgerst, sondern hinter seinem Rücken eine Intrige spinnst und ihm das Leben unnötig schwer machst.


Depressiver Neid

Diese Form des Neids ist lähmend und besonders schädlich für das eigene Selbstwertgefühl. Von dem Gedanken besessen, nicht im Stande zu sein, das zu erreichen, was der andere hat, ziehen diese Menschen unglücklich durchs Leben.

Die Objektivität ist ihnen verloren gegangen. Erfolge der anderen werden durch ein Vergrößerungsglas betrachtet.

Der krankhafte Vergleich mit seinen Mitmenschen bestimmt das eigene Leben.


Positiver Neid

Hierbei handelt es sich um die bewundernde Form des Neids. Im Vordergrund steht ein unerfülltes Bedürfnis.

Beispielsweise wünschst du dir auch, so souverän und charismatisch aufzutreten wie dein Kollege.

Diese Form des Neids muss aber nicht toxisch sein. Dieser Neid kann deinen Ehrgeiz wecken und als Ansporn dienen, selbst besser zu werden. Du kannst gönnen, willst aber dennoch besser werden.


Verstehe das jetzt nicht falsch. Neid ist alles andere als eine Tugend! Neid schafft Leid.

Häufig macht er niederträchtig, hinterhältig, giftig, destruktiv.

Oft verführt er Menschen zur Verleumdung, zur Intrige oder Sabotage oder etwas noch Schlimmeren.


Sidekick Eifersucht

Der Unterschied zwischen Neid und Eifersucht liegt im „Haben wollen“ und „Behalten wollen“

Neid ist definiert als „das Gefühl, das zu wollen, was jemand anderes hat“.

An Neid sind zwei Parteien beteiligt.

Eifersucht wird definiert als „Furcht oder Vorsicht vor dem Verlust der eigenen Position oder Situation an einen anderen, insbesondere in einer intimen Beziehung“.

An Eifersucht sind immer drei Parteien beteiligt.


Im Kern ist Neid toxisch. Missgunst verführt uns dazu, anderen weniger zu gönnen, uns permanent mit anderen zu messen und zu vergleichen. Das Gras nebenan scheint immer grüner zu sein als auf der eigenen Seite.

Fast immer fußt Neid auf falschen Annahmen.

So entsteht eine gefährliche Abwärtsspirale. Neider idealisieren das Leben anderer und geringschätzen zugleich ihr eigenes. Im Extrem führt die Missgunst zu Komplexen und Minderwertigkeitsgefühlen, zu Traurigkeit und Scham, zu Sticheleien und Schadenfreude, zu Feindseligkeiten oder gar Hass.

Zumindest aber verhindert chronischer Neid Zufriedenheit und inneren Frieden.


Neid kann sogar körperliche Folgen haben. Dazu zählen zum Beispiel Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Rhythmus-Störungen oder gar Depressionen.


Sind die Deutschen besonders neidisch?

Leider ja. In Deutschland gärt der Neid besonders gut. Kaum jemand redet hier gern darüber, wie viel er verdient oder wie erfolgreich er ist. Unternehmer schon gar nicht.

Sie werden sonst häufig als raffgierige „Kapitalisten, Ausbeuter, Halsabschneider“ tituliert.


„Erfolg ist so ziemlich das letzte, was einem vergeben wird.“ (Truman Capote, US-amerikanischer Schriftsteller und Schauspieler 1924-1984)


Noch stärker kondensiert die Missgunst am Typus des „Besserverdieners“.

Jenen Menschen, die dem Anschein nach viel Geld bekommen, aber wenig dafür tun müssen. 43 Prozent aller Westdeutschen und 59 Prozent aller Ostdeutschen verbinden mit solchen Menschen spontane Antipathie, hat das Allensbach Institut ermittelt.

Des einen Freud ist dem Deutschen sein Neid.


Aber warum sind Menschen neidisch? Warum gibt es irrationale Rivalität im Job? Warum schmeckt das Glück der anderen so bitter?

Genau betrachtet neidet wohl kaum jemand Milliardären wie Bill Gates, Jeff Bezos oder Richard Branson ihren Reichtum und Wohlstand.

Ebenso wenig neiden wir keinem Schauspieler seinen Applaus, keinem Helden den Ruhm, keinem König die Krone, keinem Scheich sein Öl.


Aber in anderen Punkten sind wir deutlich empfindlicher.

Wir missgönnen dem Kollegen die Beförderung, auf die wir selbst schon seit Jahren warten.

Wir missgönnen dem Nachbarn sein neues (größeres) Auto.

Wir neiden dem Blogger oder Influencer die höheren Klickzahlen und Follower.

Wir schielen neidisch auf den Freund mit dem attraktiveren Partner oder den intelligenteren Kindern.


Das hat zwei Gründe: Diese Menschen stehen uns näher. Und ihre Erfolge sind – theoretisch – auch für uns erreichbar.

Deswegen sind diese Menschen eine latente Anklage an unser Ego, unseren Stolz und unser schlechtes Gewissen. Nicht, weil es das Schicksal besser mit ihnen meinte, sondern weil sie womöglich Chancen ergriffen haben, die wir haben verstreichen lassen.

 

Das ist zugleich die Chance des Neides. Neid ist nicht nur schlecht. Er schafft auch Wohlstand.

Neid – in gesundem Maß – spornt an, beflügelt, fördert Innovation und Karrieren. Er ist nicht zuletzt die Wurzel des Wettbewerbs.


Schon Aristoteles erkannte: „Die Ehrgeizigen haben mehr Neigung zum Neid als die, welche vom Ehrgeiz frei sind.“


Ob Neid runterzieht oder die Motivation steigert, hängt von der eigenen Einstellung ab. Stufen wir den Erfolg des anderen als für unerreichbar ein, folgt allenfalls Unzufriedenheit über das eigene Schicksal. Aber kein Neid auf den oder die andere.


Sehen wir hingegen den beneideten Erfolg als das Ergebnis von Anstrengung, harter Arbeit und Zielstrebigkeit, kann uns der Neid anspornen und Ambitionen wecken. Wer es schafft, seinen Neid in Anerkennung zu wandeln, findet darin einen starken Antrieb.


Damit der Neid seine zerstörerische Kraft verliert, muss man sich ihn erst eingestehen und lernen, gönnen zu können. Zudem müssen wir uns von übertriebenen Vergleichen mit anderen lösen. Tabuisierung verschlimmert die Missgunst eher noch.

Gleichzeitig sollten wir die Mühen sehen, die hinter den meisten Erfolgen stecken.

Wir beneiden die Freundin vielleicht um ihre Modelmaße und sehen ihre Traumfigur. Gleichzeitig übersehen wir, dass sie beim Essen auf Vieles verzichtet und ihre freien Stunden im Fitnessstudio verbringt.

Hand aufs Herz: Wären wir bereit, denselben Preis zu bezahlen, um auch zu besitzen, was die Freundin, der Kollege oder Nachbar hat?


Neid ist immer relativ, Erfolg dagegen absolut.

Erfolg hängt von den eigenen Zielen ab – nicht vom Wohlstand anderer.

Statt also in Besserverdienern, Bessergestellten und Besserkönnern Feinde zu sehen, wäre es klüger, ihre Erfolgsstrategien zu analysieren, zu lernen oder auch abzukupfern und diese Menschen um Rat zu fragen. Völlig neidlos.


Der falsche Gedanke hinter der Missgunst ist eine fatale Nullsummenlogik. Mir kann es nur besser gehen, wenn es anderen schlechter geht.

 

Oder wie der Philosoph Schopenhauer ebenfalls sagte: „Wir denken selten an das, was wir haben, sondern immer nur an das, was uns fehlt.“


Wusstest du übrigens, dass therapeutische Hypnose ausgesprochen erfolgversprechende Methoden bietet, dieses quälende Gefühl von Neid und Missgunst zu überwinden?

Du bist herzlich eingeladen mich zu diesem, oder auch anderen Themen, einmal ganz unverbindlich anzurufen.

Ich freue mich auf dich.


Vielen Dank fürs Lesen und viele Grüße,

Richard


P. S. Die maskuline Schreibweise dient ausschließlich der besseren Lesbarkeit. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.

von Richard Petersen 17 Mai, 2024
Good vibes only?
von Richard Petersen 10 Mai, 2024
Der Fluch der ständigen Erreichbarkeit
von Richard Petersen 03 Mai, 2024
Wenn Vorurteile den Fortschritt behindern
von Richard Petersen 26 Apr., 2024
Wenn du emotional abhängig bist...
von Richard Petersen 19 Apr., 2024
Der Matthäus-Effekt!
von Richard Petersen 12 Apr., 2024
Damit eine Psychotherapie erfolgreich ist.
von Richard Petersen 05 Apr., 2024
Wenn dein Kind hochbegabt ist.
von Richard Petersen 28 März, 2024
Zuschauen aber nicht helfen!
von Richard Petersen 22 März, 2024
Das Phänomen der falschen Erinnerungen
von Richard Petersen 15 März, 2024
Wenn der Nachtschreck in die Glieder fährt
Weitere Beiträge
Share by: