Hypnosepraxis am Sachsenwald       Richard Petersen 

Psychotherapie / Hypnosetherapie                                                   21465 Reinbek, Am Rosenplatz 8                               

Let´s talk about sex

Richard Petersen • Sept. 29, 2023

Sexuelle Identität und sexuelle Orientierung

Es ist ein Paradoxon in Deutschland: Auf der einen Seite wird die Gesellschaft immer diverser, homosexuelle Paare heiraten, und beim Christopher Street Day 2022 gingen mehr Menschen als jemals zuvor auf die Straßen. Die Regenbogenflagge schmückt Fußballstadien, den Bundestag und zahlreiche Markenlogos – zumindest zum Pride Month.

Auf der anderen Seite bestehen viele Unsicherheiten über die unterschiedlichen sexuellen Identitäten, Orientierungen und die verschiedenen Begriffe.

Wie also ist diese Diversität eigentlich zu beschreiben? Was genau ist damit gemeint? Was ist die eigene sexuelle Identität und welche Orientierungen gibt es überhaupt? Und welche Begriffe sind wichtig, um das Thema zu verstehen? Diesen Fragen gehen wir gemeinsam auf den Grund.

Ausgenommen bleibt hier das ganze Spektrum sexueller Präferenzen.

Lass dich also einladen, etwas mehr über die unterschiedlichen sexuellen Identitäten und Orientierungen zu erfahren.


Bei der Geschlechtsidentität, bzw. der sexuellen Identität, geht es um die Frage, ob sich ein Mensch selbst mit dem ihm zugewiesenen Geschlecht identifiziert oder nicht. Diese Frage kann nicht immer ganz so einfach beantwortet werden. Es gibt viele Menschen, die in einen inneren Konflikt geraten, wenn die eigene Geschlechtsidentität nicht zu der sexuellen Identität passt.

Die eigene sexuelle Orientierung und Identität zu verstehen, ist einer der wichtigsten Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem ist es unumgänglich, um dich und deine Mitmenschen zu verstehen.

So vielfältig, wie unsere Gesellschaft, sind auch die sexuellen Vorlieben und Einstellungen.

Die Begriffe sexuelle Orientierung und sexuelle Identität werden oftmals synonym benutzt. Eigentlich geht es aber um viel mehr.


Die sexuelle Identität beschreibt die eigene Wahrnehmung von dir selbst und deinem Geschlecht. Darunter fällt z. B., welche Eigenschaften dich persönlich ausmachen und welche Wertvorstellungen und Erwartungen du an sich selbst hast. Der Begriff sexuelle Identität ist dabei oftmals losgelöst von sexuellen Beziehungen zu anderen und bezieht sich nur auf das eigene Selbstverständnis. Das bedeutet, wie du dich selbst siehst und wahrnimmst. Die sexuelle Identität ist daher immer etwas ganz Persönliches und Individuelles, was dich auszeichnet.


Die sexuelle Orientierung baut darauf auf. Darunter verstehst du, zu welchen Personen und Geschlechtern du dich hingezogen fühlst.

Die sexuelle Orientierung bezieht also andere Personen mit ein. Hier geht es darum, was dich sexuell anzieht. Dabei geht es vor allem darum, zu welchem Geschlecht du dich hingezogen fühlst. Dennoch spielen hier noch viele andere Faktoren eine Rolle. Zu den sexuellen Orientierungen zählen die Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, aber auch die Pansexualität und Asexualität etc.


Achtung: In diesem Thema werden die häufig verwendeten Begriffe zur sexuellen Identität und Orientierung erklärt. Allerdings ist dieses Thema sehr noch vielfältiger. Sei deshalb sehr vorsichtig, wie und in welchem Kontext du diese sensiblen Begriffe verwendest.


Sexuelle Orientierungen

Zu welchen Geschlechtern und Personen man sich hingezogen fühlt, ist bei jedem Menschen anders.

Die Sexualität ist vielfältig und gerade wenn es um dein eigenes Liebesleben geht, sind deine ganz individuellen Empfindungen und Wünsche ausschlaggebend.

Dabei gibt es kein richtig oder falsch! Zu den sexuellen Grundorientierungen gehören die Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, Pansexualität und Asexualität. Darüber hinaus werden weitere Orientierungen kurz erwähnt.


Heterosexualität bedeutet, dass man sich nur zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt. Hetero (griechisch) für entgegengesetzt/anders. Wenn man sich als Frau identifiziert, fühlt man sich demnach sexuell zu einem Mann hingezogen – und andersrum.


Homosexualität zeugt von einem sexuellen Empfinden und Verhalten zum eigenen Geschlecht (aus dem Altgriechischen homo = gleichartig). Männer, die sich körperlich von Männern angezogen fühlen, bekennen sich als schwul. Frauen fühlen sich dementsprechend zu Frauen hingezogen und können sich als lesbisch identifizieren.


Bisexuelle Menschen fühlen sich sexuell, zu allen Geschlechtern hingezogen. Meist besteht aber eine Vorliebe für ein anderes Geschlecht.

Das Präfix „bi“ steht für beide oder zweimal, und stammt aus einer Zeit, in der man weitgehend nur zwei Geschlechter anerkannt hat.

Die Definition für nur zwei Geschlechter stammt übrigens aus der Biologie. Das bedeutet natürlich nicht, dass das heutzutage weiterhin so ist oder so sein muss. Weitgehend anerkannt in der Queer Community ist auch, dass bisexuelle Menschen sich zu allen Geschlechtern sexuell und emotional hingezogen fühlen können.


Pansexualität oder auch Omnisexualität genannt, ist ähnlich wie die Bisexualität. Pan (griechisch für gesamt/umfassend).

Aber im Gegensatz zur Bisexualität umfasst das etwa auch Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen (z. B. Non-Binäre oder transgender Personen).

Man fühlt sich zu allen Geschlechtern gleich sexuell und/oder emotional angezogen. Für pansexuelle Menschen zählen noch mehr die geschlechtsunabhängigen Faktoren, wie Charaktereigenschaften, der Humor oder einfach der allgemeine Vibe einer Person.

Pansexuelle verlieben sich einfach in Menschen, ohne irgendwann das Geschlecht in den Vordergrund zu stellen.


Asexualität (engl. Abgekürzt ace) beschreibt Menschen ohne sexuelles Interesse, egal mit welchem Geschlecht. Asexualität geht nicht immer einher mit der Aromantik (engl. Abgekürzt aro). Aromantisch bedeutet, dass keine emotional romantische Verbindung zu anderen Menschen aufgebaut wird. Asexuelle Menschen finden sich deswegen auch in romantischen Beziehungen wieder, bei denen allein die sexuelle Komponente ausfällt.


Demisexualität liegt auf dem asexuellen Spektrum. Demisexuelle Menschen können erst sexuelle Erregung spüren, wenn eine gute emotionale Bindung aufgebaut wurde.


Die Polysexualität bedeutet, dass sich eine Person zu mehreren, aber nicht allen, Geschlechtern sexuell hingezogen fühlt.

Polyamourös bedeutet auf der anderen Seite, dass man sich gleichzeitig in mehrere Menschen verlieben kann und mit mehreren Menschen (natürlich mit dem Einverständnis aller) gleichzeitig in einer sexuellen und/oder romantischen Beziehung sein kann.


Die Begriffe pansexuell/omnisexuell, polysexuell und bisexuell sind unterschiedlich besetzt und definiert.

In wissenschaftlichen Kontexten wird daher von der Bi+sexualität als Oberbegriff gesprochen, in dem alle Sexualitäten enthalten sind, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen. Die Definitionen, die sich hier vorfinden, sind also nur eine Sicht von vielen.


Androsexualität beschreibt Menschen, die sich zu Männern hingezogen fühlen. Der Begriff ist geprägt durch die non-binäre Bewegungen, da hierbei das Geschlecht der Person, die sich so bezeichnet, nicht relevant ist.


Gynosexualität ist der Gegenbegriff zu Androsexualität. Gynosexuelle Menschen fühlen sich zu Frauen und Menschen mit weiblichen Eigenschaften hingezogen. Auch hier spielt das Geschlecht der Person, die sich so bezeichnet, keine Rolle. Der Begriff ist also eine alternative für nicht-binäre Menschen, die weder das Präfix homo noch hetero bevorzugen.


Autosexuelle Menschen fühlen sich sexuell zu sich selbst hingezogen. Ihre sexuellen Bedürfnisse können sie selbst befriedigen und brauchen nicht unbedingt eine andere Person – das bedeutet nicht, dass sie nicht auch eine Beziehung eingehen können.


Menschen, die sich als
ceterosexuell beschreiben, fühlen sich sexuell zu nicht-binären und/oder trans Personen hingezogen.

Die Ceterosexualität ist nicht unumstritten. Von einigen trans* und nicht-binären Menschen wird sie als fetischisierend wahrgenommen. Sie werden dadurch nämlich von den ceterosexuellen Menschen nur auf ihre Geschlechtsidentität reduziert.


“Questioning”, das ist der Begriff für Menschen, die sich nicht sicher in ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität sind. Diese Menschen sind fester Bestandteil der queeren Community, auch wenn sie sich hinterher sicher sind, dass sie cis und/oder hetero sind.


Achtung: Das sind nur die gängigsten Begriffe. Die sexuelle Orientierung ist so vielfältig, wie jeder Mensch selbst. Und deshalb gibt es auch Menschen, die sich gar nicht einordnen möchten oder können. Auch das ist völlig in Ordnung!


Folgende Begriffe sind für die Thematik relevant:


Nicht-binäre Personen, Menschen, die sich keinem Geschlecht zugeordnet fühlen.


Transgeschlechtliche Personen, Menschen, die sich nicht oder nicht nur mit dem angeborenen Geschlecht identifizieren.


Intergeschlechtliche Personen, Menschen, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale haben.

Angeborene Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale (z. B. Geschlechtsorgane, Hormonproduktion, Figur, Haarverteilung oder Muskelmasse).


Cis Personen, Menschen, dessen sexuelle Identität mit dem biologischen Geschlecht (Geschlecht bei der Geburt) übereinstimmt.


Queer, Sammelbegriff für alle Personen, die nicht der heterosexuellen Geschlechternorm entsprechen.

Der Begriff queer wird ebenso verwendet, wenn die sexuelle Orientierung nicht der zweigeschlechtlichen, cis-geschlechtlichen oder heterosexuellen Norm entspricht.

Queer ist also wie ein Sammelbegriff für beide Bereiche, (sexuelle Orientierung und sexuelle Identität).


LGBTQIA+

Die Buchstaben stehen für die englischen Begriffe Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender (trans), Queer (queer), Intersexual (intersexuell) und asexuell.

Es ist also eine Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche, queere, intersexuelle und asexuelle Menschen.

Natürlich gibt es noch mehr Sexualitäten. Und dafür steht das Plus. So werden auch Menschen mit eingebunden, die eine andere sexuelle Orientierung haben.


Ganz wichtig ist, dass queere Menschen genauso ein Recht haben, sich sexuell zu entfalten, wie heterosexuelle Menschen.

Ein Mensch darf nicht anhand seiner sexuellen Interessen oder seines Geschlechtes beurteilt werden.

Die Sexualität der Menschen ist bunt und vielfältig!

Quelle: simpleclub, Glamour


Vielen Dank fürs Lesen und viele Grüße,

Richard


P. S. Für die bessere Lesbarkeit habe ich die maskuline Schreibweise verwendet. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.

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