Hypnosepraxis am Sachsenwald       Richard Petersen 

Psychotherapie / Hypnosetherapie                                                   21465 Reinbek, Am Rosenplatz 8                               

Sporthypnose

Richard Petersen • März 24, 2023

Rituale, Flow, mentale Stärke

und

wie Trancephänomene zu besseren Leistungen im Sport führen können.



Er zupft an seinen Shorts, dann an seinem Shirt, an beiden Schultern. Fasst sich an die Nase, an sein linkes Ohr, dann wieder an die Nase und an das rechte Ohr. Dann lässt er den Ball einige Male auf den Boden prallen. All das geschieht wenige Sekunden vor seinem Aufschlag.

Bei oberflächlicher Betrachtung fällt es kaum auf. Erst wenn man beobachtet, wie sich dieser Ablauf vor jedem Aufschlag in immer der gleichen Reihenfolge wiederholt, erkennt man es.

Es ist ein Ritual. Ausgeführt von Rafael Nadal, einem der besten Tennisspieler in der Geschichte dieses Sports.

Was soll dieses Verhalten, das auf den ersten Blick geradezu zwanghaft erscheint?

Nadal selbst betont, dass es sich nicht um einen Aberglauben handelt.

 

Es ist eines seiner Rituale und soll helfen, zu einem optimalen Level der Fokussierung zu gelangen.

Man findet Rituale in vielen Sportarten und der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

Siehe hier: „Pre-Game rituals“ :-)


Und alle Rituale haben den gleichen Sinn, „in the zone“ zu kommen.

Damit ist gemeint, einen Zustand zu erreichen, in dem das Anspannungslevel in einem optimalen Bereich liegt.

Ist das Anspannungsniveau zu niedrig, bist du nicht aufmerksam genug. Es fehlt die Spannung, die notwendig ist, um die optimale Leistung zu erbringen. Ist das Spannungsniveau hingegen zu hoch, kann es passieren, dass du verkrampfst und fahrig wirst. Flüchtigkeitsfehler passieren oder Geschwindigkeit geht verloren.


Was sind also die Voraussetzungen, um dieses Level (den Flow) zu erreichen, der dich zwar fordert, aber wo alles irgendwie automatisch abläuft, ohne dich zu überfordern? Der Zustand, in dem du (wie von selbst) deine Bestform abrufen kannst?


Blicken wir einmal darauf, wie wir unsere Fähigkeiten erlernen. Es erfolgt auf vier Ebenen, die je nach Komplexität einer Aufgabe auch mehrmals durchlaufen werden.


Die unbewusste Inkompetenz: Man weiß nicht, was man falsch macht. Man merkt nur, dass man es nicht hinbekommt.


Bewusste Inkompetenz: Man bemerkt, was man falsch macht, schafft es aber noch nicht, es richtig zu machen.


Bewusste Kompetenz: Man schafft es, das gewünschte Resultat zu erzielen, braucht dazu aber noch viel bewusste Aufmerksamkeit.


Unbewusste Kompetenz: Alles läuft wie von selbst. Man reagiert intuitiv und instinktiv.


Ein Flow entsteht nur auf der Stufe der unbewussten Kompetenz, wo alles wie von selbst läuft und wo man automatisch, intuitiv richtig reagiert.


Umfragen unter SportlerInnen zeigten übrigens erstaunliche Ergebnisse.

Demnach wird der Anteil, mentaler Stärke für sportlichen Erfolg auf über 50% geschätzt. Trotzdem nimmt das mentale Training bei vielen Befragten nicht viel mehr als 5% der gesamten Trainingszeit ein.

Wer allerdings glaubt, diese Differenz mit noch mehr Kraft- oder Ausdauertraining ausgleichen zu können, vertraut nur auf sein Glück und riskiert Frustration.

Mentales Training und der Einsatz von Hypnose zur sportlichen Leistungssteigerung gewinnt inzwischen aber eine immer größere Bedeutung für immer mehr SportlerInnen.


Hypnose beschäftigt sich mit unwillkürlichen Erlebnisinhalten, und wie man damit umgehen kann. Wie Hypnose funktioniert, kannst du hier nochmals nachlesen.


Jede Höchstleistung wird im Prinzip in einem hypnotischen Trancezustand erreicht!

Du erkennst es bei der Startvorbereitung von Sprintern ebenso, wie bei den Hoch- oder Weitspringern, die sich von der Außenwelt geradezu abspalten und wie in einem Tunnel sind. Jeden Schritt vorab noch einmal visualisieren. Bei Schwimmern auf dem Startblock, bei Skirennläufern vor der Abfahrt und eben auch bei Tennisspielern vor dem Aufschlag bzw. bei der Erwartung eines Aufschlages.

Nicht immer wird das bewusst trainiert. Ein Trancezustand ist grundsätzlich ein vollkommen natürliches Phänomen, das sich einstellen kann, wenn man hoch konzentriert ist.

Es bedeutet aber auch, dass du es „lernen“ kannst, einen Trancezustand zu erreichen, wenn du deine Bestleistung abrufen möchtest.

Bei Sportarten, bei denen es nicht auf Schnellkraft oder automatisierte Abläufe, sondern auf Ausdauer ankommt, ist mentale Stärke und Fokussierung mindestens ebenso wichtig.

Stell dir dazu einmal folgendes Szenario vor:

Du sollst 3,8 km schwimmen. Vielleicht in einem See, vielleicht in einem Fluss mit Strömung, oder im Meer mit Wellengang.

Danach sollst du auf einem Fahrrad, in „gezwungener“ aerodynamischer Sitzhaltung eine Strecke von 180 km fahren.

Nur um anschließend noch einen Marathon mit mehr als 42 km zu laufen.

Vielleicht hast du dabei sogar noch viele Höhenmeter zu überwinden.

Vielleicht ist es heiß und schwül oder es ist kalt und regnerisch.

WeltklasseathletInnen schaffen diese Distanz inzwischen in weniger als 8 Stunden.

FreizeitsportlerInnen benötigen häufig deutlich über 12 Stunden.

Ein vollkommener körperlicher und psychischer Ausnahmezustand.

Nahezu alle SportlerInnen, die an einem Triathlon auf einer Langdistanz teilnehmen, haben zwischendurch mehrere Phasen, in denen sie einfach aussteigen wollen. Der innere Schweinehund, der zu bewältigen ist, um weiter zu machen, wird jedes mal größer und stärker. Ebenso werden die Schmerzen immer größer, die Erschöpfung ist kaum zu beschreiben.

Und trotzdem laufen die „Finisher“ mit einem Lächeln über die Ziellinie.

Entscheidend für den Sieg über dich selbst ist dann, wie gut deine mentale Stärke trainiert ist. Wie du es schaffst, Schmerzen und Erschöpfung auszublenden.

Wie du dem fast übermächtigen Wunsch, einfach aufzuhören widerstehst und fokussiert bleibst.


Hypnose kann dich dabei unterstützen, deine aktuell bestmögliche Leistung abzurufen, wenn es darauf ankommt. Das bedeutet auch, im Zweifel eben nicht aufzugeben, wenn du eine Ausdauersportart betreibst, und der „Mann mit dem Hammer“ kommt, bevor du im Ziel bist.


Flowzustände sind nicht nur den Topathleten vorbehalten. Vielleicht hast du es bei dir selbst schon bemerkt. Als du eine tolle Leistung erbracht hast, ohne es vorher geplant zu haben. Es ist einfach geschehen, weil du voll fokussiert warst.

Und es hat dich gar nicht mehr angestrengt, als vorherige Wettkämpfe.

Du hast dich nicht ablenken lassen. Hast keine Zweifel aufkommen gelassen.

Du warst „in the zone“, dem Zustand optimaler Leistungsfähigkeit.


Mit geeigneten hypnotherapeutischen Interventionen kannst du lernen, in Wettkämpfen diesen Flow-Zustand zu erreichen. Dazu ist es nicht notwendig, dich vor einem Wettkampf hypnotisieren zu lassen. Hypnose zur sportlichen Leistungssteigerung kannst du in jeder Trainingsphase einsetzen.

Natürlich kann keine Hypnose garantieren, dass du deine Wettkämpfe gewinnst oder wenigstens deine Bestleistung jedes mal steigerst.

Aber wenn du ehrlich bist, ärgert dich eine Niederlage oder eine Aufgabe doch nur dann, wenn du dir eingestehen musst, dass du deine, von dir selbst, erwartete Form nicht abrufen konntest.

Wenn es dir darüber hinaus möglich ist, deine Leistungsfähigkeit realistisch einzuschätzen und du akzeptierst, dass es immer jemanden gibt, der schneller, stärker oder ausdauernder ist, dann brauchst du dir auch bei einer Niederlage nichts vorwerfen.


Diese besondere Form der Arbeit mit Hypnose ist übrigens nicht nur für das Erreichen sportlicher Bestform geeignet.

Immer dann wenn es notwendig ist, Bestleistung zu erbringen, kann eine hypnotherapeutische Begleitung besonders hilfreich sein.

Sei es bei schwierigen Prüfungen, Vorträgen oder auch Vorstellungsgesprächen.

Häufig sind solche Termine entscheidend für die persönliche oder berufliche Zukunft.


Vielleicht hast du jetzt auch Lust bekommen, dich mit der gewaltigen Kraft deines Unbewussten ein wenig näher zu beschäftigen. Vielleicht möchtest du dich ja auch nicht mehr über unnötige sportliche Niederlagen ärgern. Oder du möchtest erleben wie es ist, wenn du „in the zone“ bist und ganz automatisch deine Bestform zeigst.


Mit sportlichen Grüßen,


Richard


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P.S. Die maskuline Schreibweise dient ausschließlich der besseren Lesbarkeit. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.

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