Hypnosepraxis am Sachsenwald       Richard Petersen 

Psychotherapie / Hypnosetherapie                                                   21465 Reinbek, Am Rosenplatz 8                               

Burnout oder doch Depression?

Richard Petersen • März 16, 2023

Ganz ähnliche Gefühle und doch so verschieden.


Du magst deinen Job. Ganz bewusst hast du dich für deinen Beruf entschieden. Deine Arbeit macht dir Spaß und voller Leidenschaft setzt du deine ganze Kraft für den Erfolg deines Unternehmens ein. Du bist leistungsorientiert und loyal, deine Geschäftsführung kann sich auf dich verlassen.


Aber dann passiert etwas. Und es beginnt schleichend, du bemerkst es erst gar nicht.

Dann spürst du erste Symptome aber du schenkst ihnen keine Bedeutung. Du bist stark. Das ist nur eine Phase. Das wird schon wieder.

Aber es wird eben nicht wieder.

Deine Leistungsfähigkeit lässt nach. So kennst du dich gar nicht. Zunächst versuchst du, mit zusätzlichem Einsatz diesen Leistungsknick auszugleichen. Aber irgendwann spürst du, dass das nicht mehr ausreicht. Du schaffst diesen Ausgleich nicht mehr. Du brennst aus.

Vielleicht steigerst du deinen Kaffeekonsum oder du rauchst mehr als vorher. Möglicherweise überlegst du, ob Alkohol, Medikamente oder illegale Drogen helfen würden.

Und dann immer diese Verspannungen der Nackenmuskulatur. Und auch dein Magen/Darmtrakt reagiert längst sehr empfindlich.

Nach Feierabend kannst du nicht mehr abschalten, die Erlebnisse deines Arbeitstages belasten deinen Abend. Du hast ein übermäßiges Schlafbedürfnis und möchtest nur noch ins Bett und morgens am liebsten gar nicht wieder heraus. Vielleicht hast du aber auch Ein- und Durchschlafprobleme.


Mit deinem Job bist du inzwischen zunehmend unzufrieden. Du fühlst dich überfordert und gleichzeitig immer weniger wertgeschätzt. Über berufliche Erfolge kannst du dich nicht mehr richtig freuen. Deine Motivation, dein Engagement, dein Eifer und dein Idealismus gehen immer mehr verloren. Sie weichen Desillusionierung, Enttäuschung und Resignation. Du fühlst dich in hohem Maße abhängig von deinen Vorgesetzten, scheiterst aber zugleich bei allen Versuchen, daran etwas zu ändern. Selbstwirksamkeit empfindest du nicht mehr. Innerlich hast du vielleicht bereits gekündigt.


So, oder so ähnlich fühlen sich inzwischen viele Menschen im Berufsleben. Und Experten streiten schon länger darüber, ob die Zahl der Betroffenen steigt, oder ob inzwischen einfach mehr Menschen bereit sind, ärztliche und/oder therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Verdacht liegt nahe, dass beides zutrifft. Und die Betroffenen werden immer jünger. Inzwischen leiden auch immer mehr Jugendliche und auch Kinder an Stresssymptomen und dem Gefühl der Überforderung.


Die statistischen Ergebnisse psychischer Erkrankungen haben es wahrlich in sich.

So nahm zwischen 2011 und 2021 die Anzahl der Fehltage bei der Arbeit aufgrund psychischer Erkrankungen um 41% zu.

Bei der Einzeldiagnose Depression erhöhte sich die Anzahl der Fehltage im genannten Zeitraum um 33,4%

Die durchschnittliche Falldauer der Erkrankungen war mit 39 Ausfalltagen so hoch wie noch nie zuvor.

Bei den Berufsgruppen dominiert die Ausfallzeit bei Mitarbeitenden im Gesundheitswesen mit deutlichem Abstand.

(Quelle: Psychreport 2022 | DAK-Gesundheit )

Die Dunkelziffer wird deutlich höher eingeschätzt. Statistisch erfasst werden nur Menschen mit entsprechender Diagnose.


Nicht abgebildet sind im Psychreport, Ausfalltage aufgrund von Burnout.

Es gibt für Burnout noch keine international akzeptierte Diagnose. Und erst in der neuesten Auflage der Klassifikation der Krankheiten der WHO (IDC11) wird Burnout als Syndrom beschrieben.

NICHT als eigenständige Erkrankung!


„Burnout ist ein Syndrom, das konzipiert wurde als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich gehandhabt werden konnte. Es ist charakterisiert durch drei Dimensionen:


1. Gefühl von Energiemangel oder Erschöpfung.

2. Innere Distanzierung von der Arbeit, negative Gefühle und Zynismus im Zusammenhang mit der Arbeit.

3. Verminderte berufliche Wirksamkeit.


Burnout bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen angewendet werden.“


Einigkeit besteht über den ausschließlichen Zusammenhang mit dem Beruf allerdings nicht.

Es gibt Expertenmeinungen, die sagen, auch pflegende Angehörige oder alleinerziehende Elternteile können einen Burnout erleiden.


Ob du Burnout gefährdet bist, kannst du hier testen.


Obwohl sich aus einem Burnout durchaus häufig eine depressive Episode entwickeln kann, ist es wichtig, beides voneinander abzugrenzen.

Ein Burnout ist ein chronischer Erschöpfungszustand und Betroffene leiden stark.

Aber eine Depression ist eine schwere psychische Erkrankung.

 

Bei vielen Menschen, die wegen Burnout eine Auszeit nehmen, liegen allerdings die Symptome einer depressiven Erkrankung vor. Dazu zählen tiefsitzende Freudlosigkeit und Erschöpfung, gedrückte Stimmung, Schuldgefühle, Schlafstörungen, Appetitstörungen, Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft und Suizidalität.

Liegen diese Symptome in der Mehrzahl vor, sollte man immer von Depression sprechen und nicht den Begriff Burnout verwenden. Depressive Menschen fühlen sich in diesem Zustand ständig erschöpft und völlig überfordert, ohne dass deswegen die Arbeit die Ursache der Erkrankung ist.

Wenn sich hinter der Bezeichnung Burnout eine nicht erkannte Depression versteckt, kann es für Betroffene durchaus gefährliche Folgen haben. Insbesondere hinsichtlich einer möglichen Therapie.

Beispielsweise ist bei einer Depression langer Schlaf eher depressionsfördernd, Schlafentzug jedoch ein etabliertes Behandlungsverfahren.

Auch sollte man sich dringend von der Vorstellung verabschieden, von einer depressiven Erkrankung könne man sich in einem Urlaub erholen. Die Depression reist mit und die Erkrankung wird als noch unerträglicher erlebt, da der erhoffte Erholungseffekt ausbleibt.

Liegt dagegen ein Burnout bei chronischer Überlastung vor, dann verschafft in der Regel ein Urlaub zunächst Linderung.


Sowohl bei einer depressiven Erkrankung wie auch einem Burnout ist es sinnvoll, neben kurzfristiger Intervention auch mittel- und langfristig, die bisherige Lebensführung zu überdenken.


Eine Hypnosetherapie als Kurzzeittherapie kann bei einem Burnout eine ganz besonders wertvolle Hilfe sein. Im angenehmen Zustand einer hypnotischen Trance kann die persönliche Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) gestärkt werden. Die Psyche ist anschließend gut gerüstet, damit Stress nicht mehr zu Erschöpfung und Hilflosigkeit führt.

Bei einer depressiven Erkrankung steht im Vordergrund, eine vertrauensvolle und tragfähige Therapeuten/Klienten Beziehung aufzubauen. Betroffene sind mit ihrer Situation überfordert und haben keine Möglichkeiten, alltägliche Anforderungen zu bewältigen. Erst wenn die Erkrankten stabil und "therapiefähig" sind ist es sinnvoll, mögliche Ursachen der Erkrankung zu identifizieren. Auch für Betroffene einer depressiven Episode kann eine Hypnosetherapie eine hilfreiche Methode sein, das leid zu lindern. In der hypnotischen Trance können verborgene Ressourcen, auf die Betroffene nicht mehr zurückgreifen können, wieder gefunden und in die Gegenwart übernommen werden.


Bitte sieh es mir nach, dass ich, insbesondere für die depressive Erkrankung, an dieser Stelle nicht vollumfänglich berichte und mich vergleichsweise kurzhalte. Meine Anerkennung für die Schwere dieser Erkrankung soll das nicht schmälern.

Dieser Artikel hat nicht den Anspruch, über alle Merkmale und Möglichkeiten eines Burnouts oder gar einer depressiven Erkrankung zu informieren. Mir ist es vor allem wichtig, auf Unterschiede hinzuweisen.

Und ich möchte Betroffene ermuntern und ermutigen, wieder Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung anzustreben.


Wenn du einige der oben beschriebenen Symptome bei dir selbst erkennst, bist du schon einen großen Schritt weiter. Und vielleicht ist dann die Hürde, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen schon nicht mehr so hoch.


Vielleicht erinnerst du dich auch an den alten Kalenderspruch, nach dem du die Vergangenheit nicht mehr ändern kannst, aber dass du es in deiner Hand hast, deine Zukunft anders zu gestalten.


Auch wenn es schwer sein mag, niemand muss hilflos bleiben und sich in sein Leid fügen.


In diesem Sinne wünsche ich dir von Herzen alles Gute.


Bis nächste Woche.

Richard


Auch dieser Beitrag freut sich über Reichweite und Feedback. Für Anregungen und Kritik, oder auch Ideen für einen neuen Beitrag, bin ich nur eine E-Mail entfernt.


Und wie immer, wenn ich die maskuline Schreibweise genutzt habe, sollen immer alle Geschlechter angesprochen sein.


von Richard Petersen 17 Mai, 2024
Good vibes only?
von Richard Petersen 10 Mai, 2024
Der Fluch der ständigen Erreichbarkeit
von Richard Petersen 03 Mai, 2024
Wenn Vorurteile den Fortschritt behindern
von Richard Petersen 26 Apr., 2024
Wenn du emotional abhängig bist...
von Richard Petersen 19 Apr., 2024
Der Matthäus-Effekt!
von Richard Petersen 12 Apr., 2024
Damit eine Psychotherapie erfolgreich ist.
von Richard Petersen 05 Apr., 2024
Wenn dein Kind hochbegabt ist.
von Richard Petersen 28 März, 2024
Zuschauen aber nicht helfen!
von Richard Petersen 22 März, 2024
Das Phänomen der falschen Erinnerungen
von Richard Petersen 15 März, 2024
Wenn der Nachtschreck in die Glieder fährt
Weitere Beiträge
Share by: