Hypnosepraxis am Sachsenwald       Richard Petersen 

Psychotherapie / Hypnosetherapie                                                   21465 Reinbek, Am Rosenplatz 8                               

Hochbegabung bei Kindern

Richard Petersen • Apr. 05, 2024

Wenn dein Kind hochbegabt ist.

Immer öfter hört man von Kindern, die schon in jungen Jahren ihr Abitur machen oder gar ein Studium beginnen.

Doch woran erkennen Eltern eigentlich, dass ihr Kind eine Hochbegabung hat?

Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die darauf hindeuten, dass bei einem Kind eine Hochbegabung vorliegt.

Aber: Auch wenn Eltern diese bemerken, müssen sie nicht gleich einen IQ-Test machen lassen.


Mit nur drei Jahren kannte sie das Alphabet, schrieb erste Worte und liebte Zahlen. Das Gehirn der kleinen Ophelia Morgan-Dew hat Experten zufolge die Kapazität eines doppelt so alten Kindes.

2017 sorgte das Mädchen aus Großbritannien für internationale Schlagzeilen, als sie als jüngstes Mitglied in den renommierten IQ-Club Mensa aufgenommen wurde.

Bei ihr war ein Intelligenzquotient von 171 festgestellt worden – das sind 11 Punkte mehr, als Albert Einstein erzielte. Ophelia gilt damit als Englands intelligentestes Kind.


Ihre Mutter erzählte den berichtenden Journalisten, dass Ophelia schon früh sprechen und Farben erkennen konnte, einen sehr starken Willen besitzt und inzwischen Aufgaben für Fünfjährige löst. Den anderen Kindern in ihrer Vorschule sei sie damit weit voraus. Die damals Dreijährige weist einige der typischen Merkmale auf, die auf eine Hochbegabung bei Kindern hinweisen können.

Doch es reicht nicht, einfach anhand einer Checkliste zu prüfen, ob die Eigenschaften des Kindes auf eine Hochbegabung hinweisen könnten. Eine genaue Diagnostik ist in den meisten Fällen komplizierter.

Auch ist es nicht unbedingt sinnvoll, schon im Alter von drei Jahren einen IQ-Test durchzuführen. Zu viele Parameter könnten sich bei den Kindern noch verändern, um ein wirklich verlässliches Ergebnis zu erhalten. Wenn man Hochbegabung über eine hohe Intelligenz definiert, dann macht eine Testung erst im Grundschulalter so richtig Sinn.


Der Fall der kleinen Ophelia ist mit Sicherheit ein besonderer. Selbst für hochbegabte Kinder ist es nicht unbedingt typisch, dass sie schon in diesem sehr jungen Alter anfangen, zu lesen oder vielleicht sogar zu schreiben.

In diesem Alter spricht man eher von einem "Entwicklungsvorsprung". Diese Kinder machen Entwicklungsschritte früher als Kinder das in dem Alter normalerweise tun. Je ausgeprägter das ist, desto extremer fällt dann auch die Hochbegabung aus.


Sidekick: Als hochbegabt wird ein Mensch bezeichnet, wenn er einen IQ von 130 oder mehr aufweist. Rund 95 Prozent der weltweiten Bevölkerung haben einen IQ zwischen 70 und 130. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung erreichen zwischen 85 und 115 Punkte.

Extrem niedrige oder hohe IQ-Werte sind gleichermaßen selten: Jeweils nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung haben einen IQ unter 70 oder über 130.


Es gibt eine Reihe von Merkmalen, an denen Eltern sich orientieren können.

Wenn Kinder sich über das alterstypische Maß hinaus mit einzelnen Interessensbereichen sehr vertieft beschäftigen und auch über ein alterstypisches Maß hinaus erfassen, worum es dabei geht, dann ist das ein Merkmal, das auf eine Hochbegabung hinweisen kann.


Weitere Merkmale für eine Hochbegabung, an denen sich Eltern von Kindern im Vorschulalter orientieren können:


  • Ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis, schnelle Auffassungsgabe und ausgeprägte Fähigkeiten im logischschlussfolgernden Denken
  • Die Fähigkeit, komplexe Probleme schnell und gut zu lösen, sowie Strukturen zu schaffen und Dinge zu ordnen
  • Ein großer Wissensdrang
  • Eine außergewöhnliche Sprachentwicklung in Form eines sehr guten Sprachverständnisses und sprachlichen Ausdrucksvermögens sowie ein für das Alter des Kindes ungewöhnlicher Wortschatz
  • Besonders großes Interesse an “Erwachsenenthemen” wie zum Beispiel Religion, Philosophie, Umwelt
  • Eine Präferenz für ältere Spielpartner: Hochbegabte Kinder suchen nach ihrem Entwicklungsstand entsprechenden kognitiven Stimuli
  • Besondere Ausprägungen zeichnerischer Fertigkeiten, die auf eine differenzierte visuelle Wahrnehmung hinweisen
  • Hohes Maß an Kreativität, das sich zum Beispiel durch ungewöhnliche Problemlösungsvorschläge zeigt, die aber Sinn machen und nicht nur zusammenfantasiert sind
  • Starker Drang zur Selbstständigkeit: Hochbegabte Kinder pochen häufig darauf, Dinge selbst zu machen, da sie schon genaue Vorstellungen davon haben, wie etwas sein soll


Diese Liste kann als Orientierung dienen. Es ist jedoch wichtig, sich eines bewusst zu machen: Ein einzelnes Merkmal ist kein sicherer Indikator für eine Hochbegabung. Aber wenn sie im Bündel auftreten und über einen längeren Zeitraum zu beobachten sind, könnte das schon ein Hinweis darauf sein.

Doch auch wenn ein Kind mehrere dieser Merkmale aufweist, heißt das immer noch nicht, dass die Eltern zwingend einen IQ-Test machen müssen.

Solange das Kind keine Schwierigkeiten hat, in der Kita oder im Kindergarten gut integriert ist, genügend Anregungen im Elternhaus findet und nicht stark gelangweilt wirkt, können Eltern ihr möglicherweise hochbegabtes Kind auch einfach liebevoll und aufmerksam in seiner Entwicklung begleiten.


Denn wenn erst einmal offiziell festgestellt wird, dass ein Kind eine Hochbegabung hat, folgen häufig auch hohe Erwartungen. Das Kind wird mit dem Label “hochbegabt” versehen und kann sich danach möglicherweise nicht mehr so frei entfalten, wie es gerne würde.

Es gibt aber auch Situationen, in denen ein IQ-Test sinnvoll ist. Etwa dann, wenn konkrete Entscheidungen für das Kind anstehen.

Manchmal müssen Eltern entscheiden, ob ihr Kind vorzeitig eingeschult werden soll, oder nicht. Manchmal geht es auch darum, ob ein Kind eine Klasse überspringen soll und dazu intellektuell auch wirklich in der Lage ist. In diesen Fällen kann es Sinn machen, das Kind testen zu lassen.


Es ist immer eine Gratwanderung für Eltern. Es ist sinnvoll, dass sie ihr Kind nicht überfordern oder dass mit dem Etikett ‘Hochbegabung’ ganz viele Sachen auf das Kind projiziert werden. Manchmal haben die Kinder dann nicht mehr die Möglichkeit, sich selbst mit ihren eigenen Interessen und mit ihren eigenen Persönlichkeiten auseinanderzusetzen um herauszufinden, was sie selbst gerne machen möchten.


Eine weitere Gefahr besteht aus Sicht von Kinderpsychologen darin, dem potenziell hochbegabten Kind zu viele Lernangebote zu machen. Es ist zwar gut, dem Kind immer wieder Herausforderungen zu bieten, seine Lernumgebung anzureichern und ihm die Chance zu geben, sich auszuprobieren.

Doch das richtige Maß sei hier entscheidend. Die Gefahr besteht darin, dass Eltern schnell das Gefühl bekommen, sie müssten ihrem Kind so viele Lernangebote wie möglich bieten. Dann sind alle Nachmittage voll mit Kursen oder anderen Verpflichtungen und das Kind hat keine Zeit mehr für Langeweile oder Selbstentfaltung.


Kinder sollten die Erfahrung machen dürfen, zu spüren, was sie selbst antreibt – sie sollten nicht nur durch Kurse angetrieben werden – und auch nicht durch ihre Eltern.

Eltern sollten von ihren hochbegabten Kindern nicht erwarten, bestimmte Leistungen zu erzielen oder sich anders hervorzuheben.

Hochbegabung ist schließlich keine Verpflichtung. Sie zeigt lediglich ein Potenzial, das vorhanden ist.

Aussagen nach dem Motto: “Weil du hochbegabt bist, musst du auch ganz viel in deinem Leben erreichen”, sind alles andere als hilfreich für die Kinder.


Dazu passt das folgende Beispiel:

Mit vier Jahren wurde er eingeschult und beendete die Grundschule im Alter von sechs Jahren. Mit gerade einmal acht Jahren hatte er sein Abitur in der Tasche und war anschließend bereits an der Universität – bei Laurent geht alles etwas schneller. Laurent Simons hatte im Alter von 9 Jahren einen Intelligenzquotient von mehr als 145. 

Er brach jedoch sein Studium im Alter von neun Jahren, Ende 2019, kurz vor dem Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik ab, da seine Eltern verlangten, dass ihr Sohn noch vor seinem zehnten Geburtstag seinen Universitätsabschluss macht.

Der bisherige Rekord lag (Stand Februar 2020) bei dem US-Amerikaner Michael Kearney, den sie übertreffen wollten.

Das sei aber nicht möglich, erklärte die Universität. Laurent hätte noch einige Prüfungen ablegen müssen. Nach dem Zeitplan der Universität sollte Laurent Mitte 2020 sein Diplom bekommen.

Im Juli 2021 schließlich beendete Laurent als Elfjähriger sein Bachelor-Physikstudium an der Universität Antwerpen. Er schloss sein Studium dabei mit 85 % ab, was laut einem Sprecher der Universität die höchste Auszeichnung ist.

Sein Masterstudium schloss er als 12jähriger mit Summa cum laude ab. 

Quelle: RND

Wünschen wir Ophelia und Laurent, dass sie "trotzdem" glückliche junge Menschen sind.


Vielen Dank fürs Lesen und viele Grüße,

Richard


P. S. Wenn ich die maskuline Schreibweise verwendet habe, dann nur für die bessere Lesbarkeit. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.

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