Hypnosepraxis am Sachsenwald       Richard Petersen 

Psychotherapie / Hypnosetherapie                                                   21465 Reinbek, Am Rosenplatz 8                               

Wann Perfektionismus schadet

Richard Petersen • Nov. 24, 2023

Du bist perfektionistisch und hältst das für deine Stärke?

Ist mal wieder etwas nicht so gelaufen, wie du es dir vorgestellt hast? Oder kommst du einfach nicht an dein Ziel, weil du denkst, es gibt noch Potenzial nach oben?

Wenn aus Gewissenhaftigkeit Perfektionismus wird, kann das ziemlich anstrengend sein!

Denn auch wenn es gut ist, etwas so gut wie nur möglich zu machen oder die beste Version seiner selbst sein zu wollen – nichts und niemand ist perfekt, ganz im Gegenteil.


Das Setzen zu hoher Standards sowie das Streben nach Fehlerlosigkeit löst Stress, Leistungsdruck und Schuldgefühle aus und kann der Psyche schaden.

Es schadet zudem dem Selbstwert, da perfektionistisch veranlagte Menschen dazu neigen, Fehler mit dem Scheitern gleichzusetzen. Sofern sich überhaupt vom Scheitern sprechen lässt.

Aber nicht nur für die eigene Gesundheit ist das sehr schädlich.

Perfektionismus belastet ebenso zwischenmenschliche Beziehungen.

Wobei die Bereiche sich durchaus unterscheiden können, denn nicht immer bezieht sich eine perfektionistische Handlungsweise auf alles.

Die einen setzen sich extrem hohe Standards beim Sport, die anderen bei der Arbeit, der Schule, dem Studium, der Kindererziehung oder bei zwischenmenschlichen Beziehungen.


Etwas besonders gut machen zu wollen, ist erstmal natürlich nichts Schlechtes.

Eine hohe Motivation sowie der Ansporn, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, bringt viele Vorteile mit sich und ist wichtig für ein erfolgreiches Leben.

Aber auch hier ist zu beachten, dass Erfolg sehr subjektiv sein kann. Wird aus motiviert jedoch verbissen, sind nicht nur die bestmöglichen Ergebnisse in Gefahr, sondern auch die körperliche sowie mentale Gesundheit.


Typische Leiden, die aus Perfektionismus resultieren können, sind:

  • Burnout
  • Depression
  • Essstörungen
  • Entwicklung von Süchten


Wir unterscheiden funktionale und dysfunktionale Perfektionisten. Letzteren fallen selbst kleine Aufgaben im Alltag schwer, weshalb sie diese an einem gewissen Punkt nicht mehr bewältigen können.

Das kann sich beispielsweise auf das Schreiben von E-Mails beziehen oder führt zur Prüfungsangst. Dysfunktionale Perfektionisten prokrastinieren manchmal bis zu kompletten Blockade. Lieber gar nicht machen, als nicht perfekt.


Die Ursachen von Perfektionismus sind vielfältig. Es kann in gewisser Hinsicht mit Genetik zu tun haben, wird aber insbesondere durch die Eltern im Kindesalter beeinflusst.

Es können Eltern sein, die selbst perfektionistisch sind und auch an ihre Kinder zu hohe Erwartungen haben oder auch Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen.

Gleiches gilt bei Überfürsorglichkeit oder einem familiären Umfeld, bei dem das Kind Misshandlungen, Chaos und Demütigungen erfahren hat.

Kleine Kinder sind auf die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Bezugspersonen angewiesen, meistens sind dies die Eltern. Wenn Kinder also lernen, dass sie besonders viel der überlebensnotwendigen Zuwendung bekommen, wenn sie so gut wie nur möglich sind, sei es beim Turnen, beim Malen, beim Musizieren und eben auch bei schulischen Leistungen, geben Kinder alles. Und sie sind stolz wie Bolle, wenn sie dafür gelobt, umarmt, geküsst – kurz: geliebt werden, und auch nur dann fühlen sie sich richtig gut.

Kinder bemerken aber auch, dass sie weniger Wertschätzung erhalten, wenn sie eben keine Höchstleistungen abliefern. Was tut ein Kind also: Es macht alles so perfekt wie möglich, um sich die Liebe und Anerkennung der Eltern zu sichern, denn fehlende Perfektion bedeutet „Liebesentzug und Ablehnung“.


Solltest du bemerken, dass du selbst zu dysfunktionalem Perfektionismus neigst, ist Handeln gefragt. Es empfiehlt sich, professionelle Unterstützung aufzusuchen, um das Thema zu behandeln.

Woran du erkennen kannst, ob es sich wirklich um Perfektionismus handelt, kannst du an folgenden Punkten erkennen:


1. Alles oder nichts

Fast perfekt gibt es nicht, genauso, wie es keine Kompromisse für Perfektionisten gibt. Das gilt für sie selbst oder auch für andere. Statt das große Ganze zu sehen, versteifst du dich gerne auf kleine Details und mögliche Fehler, die alles ruinieren? Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass du zu perfektionistisch bist.

 

2. Du bist zu kritisch zu dir und anderen

Bereits Kleinigkeiten bringen dich aus der Ruhe und keiner ist gut genug, nicht einmal du selbst? Wenn das Unvermeidliche passiert und die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden, sind Entmutigung sowie Frustration groß. Das wirkt sich auch negativ auf deine Beziehung zu Kollegen, Freunden Partnern aus.


3. Du hältst dich an Kleinigkeiten auf

Dein Projekt hätte schon längst fertig sein können, doch du hältst dich immer wieder an Kleinigkeiten auf? Das kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern kann langfristig die gesamte Arbeit zerstören.


4. Du verwechselst Perfektion und Qualität

Wer nur noch das perfekte Endergebnis oder den perfekten Zustand im Blick hat, verliert alles andere aus den Augen. Das kann auch die Qualität sein. Bist du schließlich erstmal im Strudel von Perfektionismus gefangen, kommst du da nur schwer wieder heraus. Das wirkt sich auf alles aus.


5. Du schiebst Dinge auf

Du prokrastinierst immer wieder und kommst nie dazu, das zu machen, was du eigentlich längst erledigt haben wolltest? Dinge aufzuschieben, ist ein klassisches Anzeichen für Perfektionismus. Du wirkst wie gelähmt und sträubst dich davor, etwas zu tun – aus Angst zu versagen oder nicht gut genug zu sein.


6. Angst vor dem Scheitern

Dich begleitet stets und ständig die Befürchtung, zu scheitern? Dieses Gefühl kennen wir alle. Wird es jedoch zu einem Dauerzustand, ist das ein klarer Warnhinweis! Scheitern gehört zum Leben dazu und ist nicht ansatzweise so schlimm, wie es manchmal scheint.


7. Dein Selbstwertgefühl ist gering

Ein geringes Selbstwertgefühl kann gleichermaßen Auslöser und Ergebnis von Perfektionismus sein. Es ist schwer wieder aus der Abwärtsspirale herauszukommen, vor allem aus eigener Kraft. Je mehr Angst wir vor Unvollkommenheit entwickeln, desto geringer wird das Selbstwertgefühl. Es kann auch sein, dass du dich von anderen verurteilt fühlst, dabei jedoch selbst dein größter Kritiker bzw. deine größte Kritikerin bist.


Wie dir Hypnose dabei helfen kann, dich aus der „Perfektionismusfalle“ zu befreien.


Hypnose ermöglicht es dir, in dein Unterbewusstsein einzutauchen und die emotionalen Wurzeln des Perfektionismus aufzudecken. Durch diesen Prozess kannst du emotionale Verwandlung erreichen und Selbstakzeptanz entwickeln.

Das Ergebnis ist eine natürliche Veränderung hin zu mehr Gelassenheit, die es dir ermöglicht, Unvollkommenheiten anzunehmen und dein eigenes Wohlbefinden priorisiert.


Natürlich wirst du deinen gesunden Ehrgeiz und deine Zielstrebigkeit nicht ablegen da Hypnose keine charakterlichen Eigenschaften ändert!


Aber es bedeutet, dass du dich von deinem Perfektionismus nicht länger beherrschen lässt, sondern dich darauf einlassen kannst, „normale“ 100 % zu leisten und dich gut damit zu fühlen!

Es bedeutet, dass du deine Schuldgefühle, Scham und Selbstzweifel loslassen kannst.


Vielen Dank fürs Lesen und viele Grüße,

Richard


P. S. Für die bessere Lesbarkeit habe ich die maskuline Schreibweise verwendet. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.

von Richard Petersen 17 Mai, 2024
Good vibes only?
von Richard Petersen 10 Mai, 2024
Der Fluch der ständigen Erreichbarkeit
von Richard Petersen 03 Mai, 2024
Wenn Vorurteile den Fortschritt behindern
von Richard Petersen 26 Apr., 2024
Wenn du emotional abhängig bist...
von Richard Petersen 19 Apr., 2024
Der Matthäus-Effekt!
von Richard Petersen 12 Apr., 2024
Damit eine Psychotherapie erfolgreich ist.
von Richard Petersen 05 Apr., 2024
Wenn dein Kind hochbegabt ist.
von Richard Petersen 28 März, 2024
Zuschauen aber nicht helfen!
von Richard Petersen 22 März, 2024
Das Phänomen der falschen Erinnerungen
von Richard Petersen 15 März, 2024
Wenn der Nachtschreck in die Glieder fährt
Weitere Beiträge
Share by: